Stabübergabe bei der Heinrich Nabholz Autoreifen GmbH: Senior-Chef Michael Nabholz (M.) mit Florian Rödig (re.) und Heinrich Köppl auf zwei Rädern. Das E-Bike wurde ihm von der gesamten Belegschaft sowie den Reifen-Kooperationen TOP SERVICE TEAM KG und Servicequadrat GmbH zum Wechsel in den „Unruhestand“ geschenkt. Foto: Nabholz GmbH

Gräfelfing, im Januar 2022. 40 Jahre in einem Betrieb – dieses seltene Jubiläum feierte Heinrich Köppl bei der Heinrich Nabholz Autoreifen GmbH in Gräfelfing bei München. Jetzt ist der 65-Jährige im Unruhestand und steht der Firmenleitung und seinem Nachfolger Florian Rödig, ebenfalls ein echtes Nabholz-„Urgestein“, beratend zur Seite. Mit dem alten und neuen Vertriebsleiter Nutzfahrzeuge in dem oberbayrischen Familienunternehmen sowie Junior-Chef Philipp Nabholz warfen wir einen Blick zurück – und nach vorne.

Herr Köppl, über 40 Jahre in einem Unternehmen tätig. Erinnern sie sich noch an die ersten Tage?
Heinrich Köppl: Ja klar, am 1. Oktober 1981 fing ich bei Nabholz an. Beim Bewerbungsgespräch hielt man mich für zu jung, aber der heutige Seniorchef Michael Nabholz wollte damals ein junges, frisches Team aufbauen.

Und ihre Stationen? Sie haben ja den Betrieb von der Pike auf kennengerlernt.
Heinrich Köppl: Ich arbeitete zu Beginn zunächst im Verkauf mit dem Schwerpunkt Außendienst für Nutzfahrzeugreifen. 1991, nach der Wende, übernahmen wir einen Betrieb in Dresden. Dort unterstützte ich im Verkauf und im Vertrieb. Ende der 1990er Jahre baute ich unsere mobilen Serviceeinheiten mit auf und schrieb zudem ein internes Handbuch für die ISO-Zertifizierung. Damals waren wir bundesweit der erste Reifenfachhändler, der die hohen Normen und Kriterien erfüllte. 2006 übernahm ich dann die Vertriebsleitung für Lkw-Reifen und war gleichzeitig zuständig für unsere Mitarbeiter im gewerblichen Bereich sowie für die Arbeitssicherheit.

Seit dem 1.Mai 2021 sind Sie offiziell Rentner. Aber doch eher im Unruhestand, oder?
Heinrich Köppl: Ja, ich stehe meinem Nachfolger und der Unternehmensleitung weiterhin und sehr gerne beratend zur Seite. Denn ich habe mich hier beim Familienunternehmen Nabholz 40 Jahre sehr gut aufgehoben gefühlt. Für mich war das mehr ein Freundschafts- als ein Arbeitsverhältnis.
Philip Nabholz: Wir sind nun mal ein echtes Familienunternehmen. Vor allem das Verhältnis zwischen meinem Vater und Heinrich Köppl war ganz eng und vertraut. Zudem war und ist „Heini“, wie wir in alle nennen, in der gesamten Belegschaft extrem hoch anerkannt. Er ist charismatisch, gleichzeitig besonnen und zudem ein echter Netzwerker. Man konnte und kann von ihm wirklich sehr viel lernen.

Herr Rödig, da sind Sie in große Fußstapfen getreten.
Florian Rödig: Ja, ich arbeitete aber schon seit 2002 im Außendienst für „große Reifen“ mit und konnte mir eine Menge abgucken. Parallel dazu leitete ich in dieser Zeit unsere Niederlassung in Miesbach, die ich fast „mein Kind“ nennen möchte. Die Filialleitung habe ich inzwischen in andere Hände gegeben.

Was hat sich denn in Ihrem Arbeitsprozess in den letzten Jahren verändert?
Heinrich Köppl: Es ist schnelllebiger geworden und im Kontakt mit dem Kunden teilweise auch etwas unpersönlicher.
Florian Rödig: Die Digitalisierung hat dafür gesorgt, dass wir viele Prozesse effektiver gestalten können, sowohl für den Kunden als auch für uns. Und heute muss alles „Just in time“ gehen. Was anders ist als vor 20, 30 Jahren sind die massiven Personalprobleme. Für den Ausbau unserer vorhandenen Geschäftsfelder und den Aufbau neuer benötigen wir, vor allem bei unserer mobilen Flotte, gutes, geschultes Personal. Und das ist in der gesamten Branche schwer zu finden.
Philipp Nabholz: Daher bilden wir verstärkt aus. Zurzeit haben wir unter unseren über 200 Beschäftigten 19 Azubis. Dieses Feld wollen wir auch noch weiter ausbauen, da wir so dafür sorgen, dass wir fachlich gut geschultes Personal im eigenen Hause haben.

Der Stabübergabe fiel mitten in die Corona-Pandemie. Wie stark spüren Sie deren Auswirkungen?
Philipp Nabholz: Das ist extrem belastend für alle Mitarbeiter, die sich vielen Stresssituationen stellen, ob beim Verkauf oder in der Werkstatt. Aber wir sind dank unserer Belegschaft, für die ich hier sehr gerne eine Lanze breche, gut durch die Jahre 2020 und 2021 gekommen. Obwohl der Süden der Republik stärker unter der Pandemie zu leiden hat als der Norden. Warum das so ist, kann ich aber auch nicht erklären.
Heinrich Köppl: Ich denke, dass wir mit einem blauen Auge davonkommen. Denn die Lkw fahren ja weiter auf den Straßen, und das sogar verstärkt.